Mt. Doom - unser persoenlicher Schicksalsberg
Frueh am naechsten morgen ist es also soweit. Wir brechen auf, um den wohl bekanntesten Walk NZ's zu beschreiten und den Mt. Doom zu erklimmen. Heute wird uns auch kein noch so schlechtes Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, denn wir werden uns durch nichts von unserem Vorhaben abbringen lassen. Wir staerken uns mit einem guten Fruehstueck und ziehen voller Tatendrang und guter Dinge los (die Regenjacken selbstverstaendlich im Rucksack :) . Wie zu erwarten war befinden wir uns natuerlich nicht alleine auf dem Weg zu den Vulkanen. Busladungsweise stroemen die Menschen ueber den Tongariro Crossing, aber es ist auch nicht so schlimm, wie wir anfaenglich befuerchtet hatten. An der ersten Steigung zieht sich das Feld bereits auseinander und der Weg ist breit genug, um sich nicht groesser in die Quere zu kommen.
Nach einer guten Stunde Marsch faengt es bereits an zu regnen. Wir ziehen unsere Regenjacken ueber und stuelpen unsere Taschen in Plastiktueten, damit nichts nass wird. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir den Southern Crater und sehen Mt. Doom in Wolken gehuellt. Normalerweise ist das Crossing eine Streckenwanderung. Man laesst sich zum Startpunkt fahren und wird am Endpunkt wieder abgeholt. Da wir aber mit unserem FraNZcar unterwegs sind, parken wir am Startpunkt und muessen den Weg also auch wieder zurueck laufen. Wir muessen uns entscheiden, entweder erst den Walk zu machen und auf dem Rueckweg auf den Mt. Doom zu klettern oder gleich hinauf steigen und dann den Walk fortsetzen. In der Hoffnung, dass sich die Wolken bald verziehen und dass spaeter weniger Leute auf dem Weg marschieren, entscheiden wir uns zuerst den steilen Aufstieg zum Mt. Doom zu unternehmen. Ausserdem sind wir jetzt auch noch frischer, als wenn man bereits den halben Tag gelaufen ist. Los geht's !
Wir befragen die Ersten, die uns entgegen kommen, ob oben denn wenigstens ein bischen Sicht ist, aber sie haben bereits nach einem Drittel abgebrochen und sind umgekehrt. Die naechsten waren zwar fast ganz oben, sind dann aber ebenfalls umgekehrt. Unseren Optimismus, dass die Sonne bald rauskommt und sich die Wolken verziehen, teilen sie leider nicht. Wir folgen trotzdem weiter der Wegmarkierung, bis wir auf ein Geroellfeld/Schlackefeld stossen. Hier heisst es jetzt immer steil hinauf in der erkalteten Lavamasse, was keine ganz einfache Angelegenheit ist. Jeder Schritt vorwaerts bedeutet gleichzeitig, dass man wenigstens einen halben Schritt auch wieder runter rutscht. Man kann es vielleicht am besten mit einer Sandduene vergleichen, nur dass die erloschene Lava sehr scharfkantig ist und man deswegen gut aufpassen muss, wo man hintritt. Der Aufstieg ist beschwerlich und schweisstreibend. Der Regen haelt nach wie vor an und langsam aber sicher tauchen wir in die Wolken ein. Gut 700 Hoehenmeter muessen wir ueberwinden, um den Krater des Vulkanes zu erreichen. "Dieser Weg ist steinig und schwer", aber keuchend setzen wir ihn unbeirrt fort. (Ich habe LOTR zwar noch nicht gelesen, aber ich spuere, dass diese Herausforderung gemeistert werden muss.) Die Lava ist in weiten Teilen tief schwarz, aber hier und da machen sich rote Flecken breit. Die Nebelschwaden tuen ihr uebriges, um diesen Ort in ein schauriges Umfeld zu verwandeln.
Wir koennen maximal 10 Meter weit sehen und der Aufstieg scheint schier endlos zu sein und das Ziel noch lange nicht in Sicht. So treiben wir uns muehsam voran und gelangen schliesslich auf eine Art Sattel, wo die Brocken etwas groesser sind. Wider Erwarten treffen wir hier auf eine kleine Gruppe von 5 Leuten, die uns aufmunternd zurufen, dass wir fast oben sind. Jetzt heisst es nochmal die Zaehne zusammen beissen und die letzten Reserven mobilisieren. Der Regen schlaegt uns entgegen und mit jedem Hoehenmeter wird es kaelter und kaelter und auch windiger. Schliesslich erreichen wir tatsaechlich den Rand des Kraters, die Sicht betraegt nur noch wenige Meter und die Haende kann man kaum noch spueren. Erschoepft ziehen wir trotzdem die Kamera aus der Tasche und machen schnell ein Photo, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen, von dem wir noch nicht genau wissen, ob wir den Weg auch finden werden. Aber runter kommen sie alle :) . Zurueck auf dem Sattel laesst die Kaelte spuerbar nach, doch die Klamotten kleben uns nass auf der Haut. Wir suchen nach dem Geroellfeld, das uns wieder hinunter ins Tal bringen soll und finden schliesslich den Einschlupf zur "Autobahn". Gut eineinhalb Stunden hatten wir uns muehselig hinaufgeplagt, nun geht es fast von alleine innerhalb von nur knapp 30 Minuten wieder hinunter. Schritt fuer Schritt graben sich unsere Schuhe ins Geroell und wir rutschen mit bzw. auf der Lavamasse ins Tal. Immer weiter, immer weiter, denn Anhalten ist so gut wie hoffnungslos. Hier und da verliert man das Gleichgewicht und muss sich mit der Hand abstuetzen oder landet auf dem Hintern. Wie gesagt ist die Lava recht scharfkantig und so bleiben ein paar Schrammen und Kratzer an Wanderer und Material nicht aus. Gluecklich die Herausforderung gemeistert zu haben, kommen wir am Fusse des Vulkanes wieder an und werfen einen Blick zurueck. Der Krater liegt still in Wolken gehuellt vor uns. Das war also Mt. Doom!!!
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Emeralde Lakes, Tongariro, NP, Nordinsel, NZ |
Mt.Ngauruhoe, Mt.Doom, Tongariro, NP, Nordinsel, NZ |
Nach einer kurzen Mittagspause geht es weiter auf der flachen Ebene des Southern Craters, ueber die Nebelschwaden wabern. Erneut geht es bergauf und wir rutschen ueber den matschigen Weg. Oben angekommen soll eigentlich der Red Crater zu sehen sein, aber wir koennen nur Wolken ausfindig machen. Keine Spur vom Red Crater. Der Weg fuehrt ueber einen Grat auf der anderen Seite steil wieder hinab zu den Emerald Lakes. Wir koennen zunaechst nur ein Schimmern erahnen, aber dann ziehen die Wolken auf und die Seen liegen vor uns. Die smaragdfarbenen Oberflaechen heben sich aus der Landschaft hervor. Es faengt langsam an uebel zu riechen und der Gestank von faulen Eiern macht sich breit. Wir laufen um die kleinen Seen herum und entdecken die Quelle allen Uebels. Aus gelblichen Flecken steigt Schwefeldampf auf und es brodelt wie in einer Hexenkueche. Wir bahnen unseren Weg fort zum Blue Lake und erhalten Aussicht auf das Land von Mordor (LOTR). Wo die Lavamassen ihre Schatten werfen, herrscht nur Oednis und tote Leere. Ueber eine weitere Ebene erreichen wir den Blue Lake und der Regen setzt erneut ein, weshalb wir uns zur Umkehr entschliessen.
Das Wetter ist im Moment sehr launisch und wechselhaft. Mal regnet es fuer Minuten, dann setzt es wieder aus. Wir hoffen eigentlich den Rueckweg in Begleitung der Sonne beschreiten zu koennen, denn die Wolken haben zwar durchaus ihren Reiz auf diesen eigentuemlichen Ort, aber gerne moechten wir uns das eine oder andere doch auch bei Sonnenschein naeher betrachten. Zurueck an den Emerald Lakes reisst die Wolkenschicht erneut auf und wir jagen unsere mueden Knochen den Kamm hinauf, um den Red Crater doch noch zu sehen. Unsere Anstrengung wird belohnt und wir koennen wenigstens einen kurzen Blick auf den roten Schlund werfen, bevor sich die Wolken wieder darueber verdichten und es kurzfristig aus Eimern giesst. Auf der Ebene angelangt liegt Mt. Doom bedrohlich mit seiner tiefschwarzen Lava, die teilweise noch zu gluehen scheint, vor uns. Das muss durch die roten Steine kommen, ueber die wir vorhin gelaufen sind. Er liegt noch immer zur Haelfte in den Wolken, aber im Laufe des Nachmittags loesen sie sich nach und nach auf und wir koennen spaeter doch noch den einen oder anderen Blick auf diesen gewaltigen Vulkan werfen. Jetzt muesste man oben sein. Den Rueckweg kennen wir ja bereits und es bietet sich vom wankelmuetigen Wetter abgesehen keine grosse Abwechslung. Nach einem wahrlich anstrengenden Tag erreichen wir schliesslich wieder den Parkplatz, wo der Schicksalsberg inzwischen sein Opfer gefordert hat.
Als wir die seitliche Schiebetuer von FraNZcar oeffnen, muessen wir feststellen, dass jemand unsere Reiserucksaecke gestohlen hat. Die Schloesser an den Fronttueren wurden aufgebrochen, aber ansonsten ist nichts beschaedigt und auch noch alles vorhanden. Einzig und alleine unsere Rucksaecke sind verschwunden. Leider waren wir wohl zu ordentlich, denn mit den Rucksaecken sind ein Grossteil unserer Habseligkeiten abhanden gekommen. Klamotten, Medikamente fuer Asien, Kultursachen, etc. und natuerlich CD's mit Bildern und unser Tagebuch. Zum Glueck haben wir unsere Reisepaesse, Tickets und Kreditkarten immer bei uns, damit haelt sich der finanzielle Schaden in Grenzen und einer Weiterreise steht auch nichts im Wege. Doch der Verlust unserer persoenlichen Sachen, insbesondere des Tagebuches, macht uns sehr traurig. Wir melden den Diebstahl natuerlich der Polizei, aber bekommen nicht viel Hoffnung gemacht. Vermutlich liegen die Rucksaecke bereits irgendwo im Gebuesch, aber die Gegend ist zu gross, um sie jemals wieder zu finden. Fuer die Diebe ist nicht viel Wertvolles dabei, aber fuer uns haben die Sachen natuerlich einen sehr hohen individuellen Wert. Wir suchen noch auf eigene Faust und kriechen in dem ein oder anderen Gebuesch herum, aber ohne jeden Erfolg. Am naechsten Tag fahren wir nach Taupo und besorgen uns die notwendigsten Sachen (shoppen ist eine von Juergen's Lieblingsbeschaeftigungen) neu, um die Reise weiter fortsetzen zu koennen.
Leider hat der Diebstahl unsere Plaene geaendert und wir muessen die Reiseroute etwas abaendern, aber wir sind froh, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind, denn es haette ja auch schlimmer kommen koennen. Mehr ueber unsere letzten Tag auf der Nordinsel in NZ im naechsten Bericht.
Take care
Susi und Juergen
26.02.2007
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