Die letzten Tage in NZ
 
Nachdem der erste Schrecken und der Aerger ueber den Verlust unserer Rucksaecke verflogen sind, versuchen wir wieder etwas Normalitaet in unseren "Alltag" einkehren zu lassen und die verbleibende Zeit so gut es geht zu geniessen.
 
Rotorua
Von Taupo fahren wir ueber die Huka Falls in Richtung Rotorua. Am Vormittag besichtigen wir die sogenannten "Crater of the Moon". Eine wild zerklueftete Landschaft mit hagerem Bewuchs, denn es gibt nur wenige Pflanzen, die dieser Hitze gewachsen sind. Ueberall steigt Dampf aus dem Boden und an vereinzelten Stellen blubbert es vor sich hinr. Auf dem Parkplatz werden wir noch freundlich darauf hingewiesen, dass wir unsere Wertsachen nicht im Auto lassen sollen. Unsere Wertsachen haben wir eh immer dabei und was sollen sie uns sonst noch klauen ? :) Wir koennen also unbesorgt und ganz in Ruhe die bizarre Gegend erkunden.
 
Craters of the Moon, Taupo, Nordinsel, NZ Craters of the Moon, Taupo, Nordinsel, NZ

 
Am Nachmittag erreichen wir Orakei Korako (die Namen hier sind wirklich schwer auszusprechen bzw. zu behalten). Dort setzen wir mit dem Boot auf die andere Seite ueber und eine kleine Insel mit Geysiren, Fumarolen, thermalen Hoehlen und Silikatterassen wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. Es wirkt ein wenig wie eine kuenstlich angelegte Spielzeuglandschaft, insbesondere als der Geysir ploetzlich anfaengt zu spucken, als wir daran vorbeilaufen. Haben wir eine Lichtschranke ausgeloest oder war das einfach nur gluecklicher Zufall ? :)
 
Das heisse Wasser laeuft ueber den gefaerbten Boden, dessen Oberflaeche nicht nur unterschiedlich farbig ist, sondern von aalglatt bis pockennarbig reicht, ueber die Silikatterrassen in Richtung Stausee, wo die Anlegestelle fuer unser Boot ist. Hier und da stecken wir neugierig unsere Zehen ins Wasser. Anfaenglich war es angenehm warm, doch nach Ausbruch des Geysirs wird es auf einmal kochend heiss und wir ziehen die Zehen schnell wieder zurueck. In dieser vermeintlichen Spielzeuglandschaft gibt es auch unterschiedliche "Themenparks". So laufen wir als naechstes durch die "Map of Africa", doch trotz aller Bemuehungen und Anstrengungen koennen wir in den bunten Flecken keine Karte oder auch nur Umrisse von Afrika erkennen. Auch unserer Phantasie sind offensichtlich Grenzen gesetzt, aber dafuer entdecken wir ein paar andere lustige Dinge darin. Als naechstes geht es vorbei an blubbernden Schlammmassen und als wir den erhoehten Aussichtspunkt erreichen, koennen wir diesmal die "Artists Palette" erkennen. Von oben sieht die Landschaft mit ihren unregelmaessig verteilten Loechern aus wie die farbig bekleckste Palette eines Malers. Nun geht es ueber steinige Stufen hinunter zu den thermalen Hoehlen. Der Legende nach soll man seine linke Hand in den kleinen Teich am Fusse der Hoehle halten und sich dabei etwas wuenschen. Natuerlich muss der Wunsch geheim bleiben, sonst geht er nicht in Erfuellung. Nacheinander strecken wir also unsere linke Hand in das warme Wasser und versuchen unser Glueck. Wer weiss, vielleicht ist ja etwas an der Legende dran und es gehen tatsaechlich unsere Wuensche in Erfuellung. Einen Versuch ist es jedenfalls wert, ausserdem ist es ein interessantes Gefuehl, die Hand im warmen Wasser zu baden. Beim Rausziehen hinterlaesst es einen angenehm weichen Film auf der Haut.
 
Die friedliche Atmosphaere dieses Ortes tut ihr uebriges, um den Stress der vergangenen Tage fuer einen Moment zu vergessen. Vorbei an den blubbernden Schlammloechern, die uns am meisten gefallen und Freude bereiten, gelangen wir schliesslich wieder zum Boot, das uns ueber den Stausee bringt. Unser naechstes Ziel ist Rotorua, aber die Stadt macht einen aeusserst merkwuerdigen Eindruck auf uns und wir fuehlen uns nicht sonderlich sicher und wohl hier. Mag sein, dass wir zur Zeit besonders empfindlich reagieren, aber bisher hat unser "Lauterborner-Instinkt" immer gut funktioniert und es kann ja nicht schaden, ein wachsames Auge zu haben und vorsichtig zu sein. Wir ziehen uns in ein Internetcafe zurueck, um unsere Bilder erneut auf CD's zu brennen. Draussen brauen sich dunkle Wolken zusammen und gerade noch rechtzeitig erreichen wir unser Buschen. Kaum das das Schloss in die Tuer faellt legt ein heftiges Gewitter los. Es regnet so stark, dass wir die Strasse vor unseren Augen kaum noch sehen. Wir steuern den naechsten Campingplatz an und parken FraNZcar direkt vor der Campkitchen. Dort machen wir es uns fuer den Rest des Abends gemuetlich, bevor wir uns schliesslich in unsere Schlafsaecke verkriechen.
 
Mt. Maunganui
Auf unserem Weg zur Coromandel Peninsula legen wir einen kleinen Zwischenstopp am Mt. Maunganui ein. Wir erklimmen den fast 300m hohen Huegel und geniessen die herrliche Aussicht, die sich ringsum bietet. Zurueck am Strand nehmen wir ein erfrischendes Bad im Meer und werden von den Wellen gut durchgeschuettelt. Mt. Maunganui liegt auf einer Landspitze und auf dieser Seite der Halbinsel herrscht ordentliche Brandung. Wir laufen zum Auto zurueck, das wir auf der anderen Seite geparkt hatten. Dort ist das Meer vergleichsweise spiegelglatt. Juergen bemerkt auf einmal Bewegung im Wasser und entdeckt zu unserer Ueberraschung einen kleinen Blue Penguin. Er schwimmt munter zwischen den Badenden am Strand entlang. Der Kleine muss sich wohl verirrt haben, denn angeblich sind die Pinguine tagsueber zum Jagen draussen im Meer und kommen erst abends nach Sonnenuntergang zurueck zum Strand. Und scheu wirkt dieser quirlige Ausreisser schon gar nicht. Wir beobachten eine Weile, wie er wie eine Rakete durch das Wasser schiesst und die menschlichen Bojen gekonnt umkreist. Ueber eine lange Bruecke erreichen wir Tauranga und setzen unsere Fahrt zur Coromandel Peninsula fort.
 
Broken Hill Gold Mine und Collins Drive Walk
Am naechsten Tag begeben wir uns mal wieder auf Expedition. Diesmal gilt es einen alten Stollen zu erkunden. Wir marschieren auf schmalen Pfaden ueber dichtes Wurzelwerk und die steile Steigung treibt uns den Schweiss auf die Stirn. Schliesslich erreichen wir den Eingang des Stollen, der uns durch den Berg auf die andere Seite bringen soll. Die Stirnlampe besitzen wir leider nicht mehr, aber wir haben noch unsere vielseitig verwendbare und aeusserst praktische "Dynamo"Taschenlampe (1 Minute kurbeln ergibt ca. 30 Minuten Licht). Wir folgen den Gleisen des Collins Drive hinein in die Tiefe des Stollen, der etwas Kuehlung verspricht.
 
Hier wurde frueher Gold abgebaut, das mittels Waggons ans Tageslicht gebracht wurde. Die Helligkeit der Oeffnung in unserem Ruecken verblasst zusehends, dafuer gewoehnen sich die Augen langsam an die Dunkelheit vor uns. Die Taschenlampe weist uns den Weg durch den schwarzen Tunnel. Der Boden ist ziemlich matschig und wir muessen jeden Schritt mit Bedacht gehen, um nicht auszurutschen oder in eine Pfuetze zu treten. Durch Zufall entdecken wir, dass die Akkustik im Stollen atemberaubend gut ist und stimmen ein Liedchen an. Ein Konzert unter diesen Umstaenden haette sicherlich seinen besonderen Reiz. Hier und da gibt es Abzweigungen, die wir kurz beaeugen, wir bleiben aber wie empfohlen stets auf dem Hauptweg, da wir nicht ploetzlich in einem Loch im Boden verschwinden wollen oder aehnliches. Nach einer Weile, der Tunnel ist angeblich nur 500m lang, aber in der Dunkelheit verschaetzt man sich gerne mal in der Zeit und mit Entfernungen, wird es auf der anderen Seite licht. Der anfaenglich kleine Fleck in der Ferne wird immer groesser und groesser bis wir schliesslich blinzelnd durch die Oeffnung wieder ins Freie treten.
 
Auf dem Rueckweg stellen wir schnell fest, dass im Stollen ein angenehmes Klima geherrscht hat, waehrend im Freien die Hitze bruetet. Puh, das sind wir ja gar nicht mehr gewohnt !:) Entlang des Water Course, der zum Waschen des Goldes aus der Mine gedient hatte, laufen wir zurueck zum Parkplatz.
 
Coromandel Peninsula
Nach einem kurzen Abstecher zum Strand und Sandspit des Opoutere Reserve steuern wir die Kuestenstrasse entlang und geniessen die Schoenheit der Natur. Durch die geoeffneten Fenster weht die Meeresbrise herein und FraNZcar cruised laessig um die Kurven. Wir fahren vor bis zur Spitze der Halbinsel und suchen und in der Fletcher Bay ein lauschiges Uebernachtungsplaetzchen am Strand. Zu unserer Freude gibt es hier Feuerstellen und wir treiben etwas Holz auf. Bei Anbruch der Dunkelheit stapeln wir das Holz auf und mit Hilfe von etwas Wachs gelingt es uns, das Lagerfeuer in Brand zu stecken. Die Gitarre, die sich noch in unserem Besitz befindet, kommt mal wieder zum Einsatz und so erklingt die eine oder andere Melodie unterm freien Sternenhimmel und wird uebers Feuer hinweg aufs offene Meer getragen.
 
Am naechsten Morgen schluepfen wir in unsere Badeklamotten und beginnen den Tag mit einem Bad im Meer. Anschliessend noch eine kalte Dusche und wir sind endgueltig wach. Den Kaffee verschieben wir lieber auf etwas spaeter, da dunkle Wolken am Himmel Unheil verkuenden. So packen wir schnell unsere 7 Sachen und fahren der Sonne entgegen. Am Fantail Beach finden wir ein ruhiges Plaetzchen und geniessen nun eine heisse Tasse Kaffee sowie unser Fruehstueck mit Blick aufs Meer. Wir kurven auf der Kuestenstrasse zurueck uns schlagen schliesslich den Weg zu unserem letzten Ziel auf NZ ein. Der Highway bringt uns direkt bis nach Auckland.
 
Auckland
In den naechsten Tagen gilt es noch einige Formalitaeten und Besorgungen zu erledigen. Darunter fallen Schriftkram fuer die Versicherung, Ersatz fuer gestohlene Traveller Cheques besorgen, Fluege umbuchen und bestaetigen, Medikamente fuer Asien sowie Erste Hilfe, usw. einkaufen, Klamotten, Reiserucksack und einiges anderes auftreiben. "Nebenbei" muessen wir uns auch noch um den Verkauf von FraNZcar kuemmern, was keine ganz einfache Aufgabe ist mit zwei aufgebrochenen Tuerschloessern. Ausserdem werden wir offensichtlich boykottiert, womit wir natuerlich nie gerechnet haetten. Wie allgemein ueblich, erstellen wir einen Aushang mit allen Angaben und Bildern von FraNZcar und verteilen die Ausdrucke in den Backpackern und Internetcafes der Stadt. Innerhalb der ersten Stunde erhalten wir gleich zwei Anrufe, doch danch herrscht Funkstille. Wir sind zwar etwas enttaeuscht, denken uns aber noch nichts weiter dabei. Am naechsten Tag faellt uns auf, das unser Aushang aus dem Internetcafe verschwunden ist und nehmen das zum Anlass, auch die anderen Schwarzenbretter zu ueberpruefen. Wir trauen unseren Augen kaum, aber der Grossteil unserer Anzeigen sind nicht mehr da. Kein Wunder, dass niemand anruft !
 
Aber so einfach geben wir uns nicht geschlagen. Wir drucken neue Anzeigen aus und drehen erneut unsere Runde durch die Backpacker und Internetcafes. Diesmal holen wir noch weiter aus und verteilen die Ausdrucke sogar in den Vororten von Auckland. Einige Telefonate und Probefahrten spaeter haben wir sich interessierte Kaeufer gefunden und wir machen den Deal mit einem deutschen Paar klar. Wir einigen uns auf einen fairen Preis und beide Seiten sind gluecklich und zufrieden. Am naechsten Tag checken wir auf dem Campingplatz aus und mieten und in einem Backpacker ein. Natuerlich laeuft an diesem Morgen so ziemlich alles schief, was man sich so vorstellen kann (wie immer halt, wenn man es eilig hat), doch wir schaffen es dennoch rechtzeitig zur Uebergabe. Formalitaeten werden erledigt, Geld und Schluessel wechseln die Besitzer, letzte Tipps ueber technische Feinheiten werden gegeben, ein kurzer Klaps mit der Hand auf die Heckklappe und FraNZcar faehrt davon. Winkend stehen wir auf dem Parkplatz und rufen "Goodbye".
 
Mit unseren "Bananenkoffern" (zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keinen Ersatz fuer unsere gestohlenen Rucksaecke und packen deshalb unsere verbliebenen Habseligkeiten in zwei Kartons aus dem Supermarkt) ziehen wir in die "Villa kunterbunt" (so haben wir sie getauft, weil alle Raeume in einer anderen Farbe gestrichen sind und es auch ansonsten auf nette Art und Weise chaotisch zugeht), die nun unser neues zu Hause ist. Wir fuehlen uns sofort wohl, denn es herrscht eine relaxte Stimmung im Haus.
 
Nachdem nun die meisten "geschaeftlichen" Dinge (tja, als professional Traveller hat man es nunmal nicht leicht :)) ueber die Buehne gebracht sind, goennen wir uns nun auch etwas "Privatvergnuegen". Die Queen Mary II liegt im Hafen von Auckland und wie ungefaehr zigtausend andere wollen wir und diesen Luxusdampfer mal aus der Naehe ansehen. Vom Hafen aus bietet sie leider keinen besonderen Anblick zwischen den vielen Frachtschiffen. Sie muss naemlich aufgrund ihrer Groesse im Containerhafen anlegen. Mit der Faehre setzen wir ueber nach Devonport und vom Wasser aus erhaelt man einen beeindruckenden Ausblick auf den riesigen Pott, der zwischen die Hochhaeuser ragt. Wir besichtigen unter anderem Mt. Victoria und Cheltenham Beach in Devonport und machen uns einen schoenen Tag bei Sonnenschein bevor wir wieder mit der Faehre zurueck fahren. Am Abend besuchen wir das Jazz and Blues Streetfest in Mission Beach. Eine nette Veranstaltung mit Strassenmusik, Essensstaenden und Sitzen im Freien. Der Hoehepunkt ist die Ausfahrt der festlich beleuchteten Queen Mary II aus dem Hafen.
 
So verstreichen unsere letzten Tage in NZ wie im Fluge und der Abschied naht. Leider konnten wir den Norden und das Cape Reinga wie urspruenglich geplant nicht bereisen, aber obwohl einige Umstaende unseren Aufenthalt nicht immer angenehm gestaltet haben, hat uns die Zeit in NZ trotzdem gut gefallen. Wir haben auch den Mt. Paku bestiegen und der Legende zufolge, wird man NZ nach 7 Jahren wieder besuchen. Mal sehen, was daraus wird und vielleicht haben wir dann ja etwas mehr Glueck.
 
Farewell
Susi und Juergen
 

26.02.2007